Historie
Von 1910 bis heute
Die Oranien Apotheke wurde 1910 von Louis Martens gegründet. Ihren Namen verdankt sie der gegenüber liegenden Oranienstraße, die von der Hamburger Straße bis zum Schwarzen Meer reicht. Das Gebäude in der Hamburger Straße 51, in der sich die Apotheke seit nunmehr hundert Jahren befindet, hat sein ursprüngliches Aussehen weitgehend erhalten können. Und noch heute lässt sich besonders an der Oranienstraße erahnen, wie es im Bremer Stadtteil Peterswerder zum Anfang des letzten Jahrhunderts ausgesehen hat.
1932 wurde die Apotheke von Hermann Plaettner übernommen. Er hatte im 1. Weltkrieg in Syrien gekämpft und erhielt die benötigte Personalkonzession, die Erlaubnis, eine Apotheke zu betreiben. Die Personalkonzession war eine an die Person gebundene, nicht vererbliche und nicht übertragbare öffentlich-rechtliche Besitzerlaubnis im Apothekenrecht. Die Konzession fiel beim Tode des Inhabers, spätestens beim Tode seiner Witwe, an den Staat zurück und wurde von diesem neu ausgeschrieben und vergeben.
Der dritte Inhaber, Christian Knevelkamp, kam erstmals 1951 als Vertretung während der Semesterferien in die Oranien Apotheke – er war schon stud. pharm., hatte das Vorexamen nach zwei Jahren praktischer Arbeit in einer Apotheke bestanden und durfte nunmehr unter Aufsicht eines Apothekers arbeiten. Zu seinen Aufgaben gehörten unter anderem die Rezeptur – die Anfertigung eines Arzneimittels auf Grund einer Verschreibung oder einer Bestellung eines Kunden, und die Defektur, d.h. die Erstellung einer Arznei im Voraus als Vorrat.
Seiner Zeit wurde noch sehr viel direkt in den Apotheken angefertigt: Zäpfchen (gegen Gallenkolik), Stadapyrin Tabletten gegen Fieber und Kopfschmerzen, im Autoklaven sterilisierte Augentropfen und Infusionslösungen, Migränepulver (wurde fertig bezogen), das eigenhändig in Briefchen abgefüllt wurde, Zinkleimverbände für offene Beine (Gelatine mit Zinkoxid) für einen naturheilkundlichen Arzt am Osterdeich, Tropfen für Angina Pectoris, Inhalationslösungen für Bronchialasthma (inhaliert wurde mit einem Gummiball, der zusammen gedrückt wurde), Ohrentropfen, Haarwasser, Salben jeder Art und Tinkturen für die Homöopathie. Hierfür wurden teilweise auch die Pflanzen frisch gesammelt oder Urtinkuren bezogen und frisch verdünnt.
Die für die verschiedenen Rezepturen gebrauchten Salbengrundlagen wurden auf Vorrat für die Verordnungen der Ärzte – besonders für den Notdienst – hergestellt. Es konnte nicht immer, so wie wir es heute kennen, auf Fertigarzneimittel zurückgegriffen werden. Weitere Aufgabenbereiche waren das Überprüfen von Rohstoffen und Tees nach dem DAB (Deutsches Arzneibuch) auf Gehalt, Reinheit und Identität sowie das Beliefern der nahestehenden Tierarztpraxis, für die u.a. eine Tinktur gegen Pferdekolik hergestellt wurde.
Für die kleinen Kunden standen immer zweierlei Bonbongläser bereit, gefüllt mit Himbeerbonbons und Goldnüssen. Bei Herrn Plaettner durften die Kinder immer zwei auf einmal nehmen.
Nach Ablauf seines Studiums, das aus zwei Jahren Praktikum und drei Jahren Universität bestand, absolvierte Christian Knevelkamp von November 1952 an sein einjähriges Pharmaziepraktikum beim Apotheker Plaettner. Sein letztes Staatsexamen über Praxis und Apothekenrecht bestand er 1953, und nach seiner Bestallung – wie die Zulassung oder Approbation im Apothekenrecht damals genannt wurde – erhielt er am 1. November 1953 eine Anstellung als Apotheker in der Oranien Apotheke. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Belegschaft aus einem Approbierten, einer Vertretung, einem Studenten, einer Helferin und einer vorexaminierten Apothekerpraktikantin. Hermann Plaettner führte die Apotheke noch weitere acht Jahre, bis zu seinem Tode 1961.
Am 1. Juni 1961 übernahm Christian Knevelkamp die Oranien Apotheke als Verwalter und hatte somit die volle Verantwortung für deren Betrieb, lediglich das Warenlager blieb in Besitz der Witwe Plaettners. Aber schon ein Jahr später wurde er Pächter und bezahlte das Warenlager und eine Pacht an Frau Plaettner. Zu dieser Zeit war er der einzige Apotheker, hatte jedoch zusätzlich eine approbierte Vertretung und eine Apothekenhelferin. Zusätzlich gab es immer Praktikanten, da ihm die Ausbildung viel Freude bereitete und er sein Wissen gerne weiter gab. Erst nach Frau Plaettners Tod 1978 wurde Christian Knevelkamp auch Inhaber der Apotheke. Das Haus in der Hamburger Straße 51 ging bereits 1968 in seinen Besitz über.
In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts war es üblich, dass Apotheken dreimal täglich beliefert wurden. Die zu bestellende Ware wurde notiert und telefonisch – anfangs über das Fernmeldeamt – an einen der vier Großhändler durchgegeben. Ab 1972 waren alle lieferbaren Artikel auf Mikrofilm gelistet, so war der Apotheker über Produkte, Packungsgrößen und Preise informiert.
Ende der 80er Jahre bahnte sich der nächste Generationswechsel in der Oranien Apotheke an. Beide Töchter von Christian Knevelkamp – Cornelia und Annette– hatten Pharmazie studiert und ihre Approbation 1984 bzw. 1986 erlangt. Cornelia sollte als die Ältere eigentlich die Apotheke übernehmen. Da sie jedoch zu dieser Zeit in Verden lebte und ihr erstes Kind erwartete übernahm ihre jüngere Schwester Annette, die seit 1991 in der Apotheke arbeitete, ein Jahr später die Pacht. Mit diesem Wechsel begann auch erstmals das Arbeiten mit einem Computer in der Apotheke. Unter ihrer Leitung spezialisierte sich die Oranien Apotheke 1996 als erste in Bremen auf die Heilkräuter der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Annette Knevelkamp führt die Apotheke bis heute erfolgreich.
Tatort Dreharbeiten in der Oranien-Apotheke
Mai 2003
Ungewohntes Treiben am Brommyplatz: Kameras, Scheinwerfer, Mischpulte, Tontechniker,
Beleuchter, Kameraleute, Kabelträger, Maskenbildner, Statisten und alle möglichen
Requisiten bevölkerten im Oktober Bremer Tatort. Bei der Suche nach einem
geeigneten Drehort für "Solveigs Lied" war den Leuten von Radio Bremen die Oranien-
Apotheke förmlich ins Auge gesprungen. Sie begeisterten sich für die Originaleinrichtung,
und den alten verwinkelten Gewölbekeller, der das Herz jedes Krimiautoren
höher schlagen lassen würde. Und so kamen denn Inga Lürsen (Sabine Postel) und ihr
Kollege Stedefreund (Oliver Mommsen) in die Apotheke und fühlten dem Tatort-Apotheker
auf den Zahn...
"Solveigs Lied": Eines Abends findet Laura Kern (Judith Engel - Schauspielerin des Jahres
2001) ihren Mann in seinem Restaurant erschlagen auf. Alle fühlen mit der blonden,
blassen und etwas hilflos wirkenden Zwanzigjährigen mit - nur Stedefreund hat
so seine Zweifel an dem Unschuldsengel... (Ausgestrahlt wurde der Tatort am So. 25.5.03, 20.15 Uhr im ARD)